Mittwoch, 28.April 1999, Flughafen Stuttgart. 

Wir checken am Schalter von Delta Airlines ein. Bereits hier gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf unser Reiseziel. Wir werden auf englisch von einem Delta Air Mitarbeiter angesprochen, der uns eine Reihe seltsamer Fragen stellt. Er will zum Beispiel wissen, ob wir unsere Koffer selbst gepackt haben und ob sie immer unter Aufsicht waren. Auch für mitgeführte elektronische Geräte interessiert er sich. Erst nach diesem Sicherheitscheck werden wir an den Schalter vorgelassen. Der Flug nach Atlanta verläuft routinemäßig. Etwa eine Stunde vor der Landung wird ein Fragebogen für die Einreiseformalitäten verteilt. Nach der Landung um 14.30 Uhr Ortszeit stellen wir uns in einer langen Reihe vor dem Immigration-Officer an. Insgesamt warten Hunderte von Menschen in ca. 20 Reihen darauf, diese Hürde zu nehmen. Nach etwa 1 1/2 Stunden haben wir es dann geschafft. Der Officer möchte wissen, was wir in den USA wollen. Wir sagen, das wir hier Urlaub machen. Nachdem er wusste, wie lange wir bleiben wollen und auch die feste Absicht haben, das Land wieder zu verlassen, erhalten wir unseren Stempel und dürfen offiziell das Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten von Amerika betreten. Wir machen uns eilig auf die Suche nach unserem Gepäck Es ist immerhin schon nach 16.00 Uhr und der Weiterflug nach Los Angeles ist für 17.15 geplant. Auf einem Laufband finden wir unsere Koffer. Vor dem Ausgang der Halle erfolgt noch eine Kontrolle durch das Agriculture Office. Es wird nach eingeführten Lebensmitteln gefragt. Da wir wussten, dass es verboten ist, mit belegten Brötchen oder Obst in die USA einzureisen, haben wir hier keine Probleme. Weiter geht es mit der Suche nach dem Schalter, an dem wir unser Gepäck für den Weiterflug nach LA aufgeben können. Nachdem das erledigt war, machen wir uns auf den Weg zum Terminal A. Eigentlich wollen wir laufen, aber als wir sehen, das der Weg einige Kilometer lang ist, nehmen wir doch die Flughafen-Bahn. Am Terminal A angekommen, sehen wir, dass sich der Weiterflug auf 18.30 Uhr verspätet. Kein Problem, wir suchen erst mal eine "Raucherzelle" auf und gönnen uns die erste Zigarette nach 12 Stunden. (Für Nichtraucher ist natürlich nicht klar, was für eine entbehrungsreiche Zeit hinter uns lag). Anschließend besuchen wir einen Schnellimbiss und konsumieren unseren ersten Hamburger im Fast-Food-Land. Am Abflugschalter wird zwischenzeitlich angezeigt, dass sich der Abflug auf  20.00 Uhr verspätet. OK, wir wandern durch den Flughafen und finden auch ein schönes Fensterplätzchen, wo wir den startenden und landenden Flugzeugen zuschauen können. Atlanta ist zwar nicht der größte, aber der verkehrsreichste Flughafen der Welt. Es ist schon faszinierend, wenn man die in einer langen Warteschlange aufgereihten Flugzeuge im 1 Minuten Abstand starten sieht. Zurück am Schalter müssen wir zu unserem Schrecken sehen, dass der Abflug erneut verschoben wurde, jetzt wird 21. 00 Uhr angegeben. Erstmals gibt es auch Infos über den Grund der Verzögerung. Das Flugzeug kann in Orlando (Florida) wegen eines Hurrikan nicht starten. Der Abflug verzögert sich bis kurz vor Mitternacht. Den Flug nach Los Angeles erleben wir im Halbschlaf, dass angebotene Essen lehnen wir vor lauter Müdigkeit ab. Um 2.30 Uhr Ortszeit (weitere 4 Std. Zeitverschiebung, also eigentlich 6.30 Uhr) landen wir in LA. Mit unserem Gepäck schleppen wir uns aus dem Flughafen und finden auch sofort (trotz der chaotischen Zeit) den Shuttel zum Hilton Airport. (Das Hotel wurde von unserem Reiseveranstalter für uns gebucht). Wir fallen ermattet in die Betten. (Gewaschen haben wir uns schon) 

Um 7.00 Uhr werde ich wach. Birgit schleicht durch das Zimmer. Auf meine Frage, was um alles in der Welt Sie zu dieser nachschlafenden Zeit mache, antwortet Sie "Ich habe Hunger !!!"  Wir dösen noch etwas vor uns hin, machen uns dann frisch und betreten gegen 8.00 Uhr den Frühstücksraum des Hotels. Wir bestellen das  Frühstücksbuffet zum Preis von 15 § pro Person. Das Angebot ist gewaltig, es gibt alles, was das Herz begehrt. Selbst die zahlreichen japanischen Hotelgäste werden mit Ihrem wichtigsten Zubehör, rohen Hühnereiern bedient. 

Pünktlich um 10.00 Uhr holt uns Herr Kaps in der Lobby des Hotels ab. Während er munter plaudernd über die City-Highways Richtung Basis der Sierra Nevada Motorhome Rental Station fährt, beäuge ich misstrauisch das lebhafte Treiben im Straßenverkehr von Los Angeles. Und da soll ich in einigen Stunden mit einem fast 8 Meter langen Koloss mitfahren ?

In der Vermietstation wickeln wir die notwendigen Formalitäten wie Abschluss der VIP Versicherung (US $ 12 je Tag), Bezahlung der Kaution (US $ 250), Fahrzeugausstattung usw. ab. Zudem lassen wir uns beide als Fahrer eintragen. Das ist wichtig für den (hoffentlich nie benötigten) Versicherungsschutz. Zudem erwerben wir trotz dem erstklassigen Kartenmaterials, das wir mit der Reisebeschreibung erhalten haben, noch den Road Atlas von McNally sowie auf Empfehlung von Herrn Kaps einen Wegwerf-Grill. Anschließend erfolgt die Einweisung am Motorhome. Während Frau Kaps Birgit das Innere des Motorhomes erklärt, zeigt mir Herr Kaps, wie der Generator bedient wird und wie die verschiedenen Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser sowie Toilettentank funktionieren. Danach erfolgt die Einweisung am Herd, Kühlschrank, Fernseher, Bad und Toilette. Anschließend schauen wir uns das Cockpit an und (wichtig) stellen die Außenspiegel ein. Die beiden erklären uns ausführlich den Weg zum Supermarkt und empfehlen uns einen schönen RV Park für die erste Übernachtung in Newport Beach.

Dann geht es los. Langsam biege ich in die Commonwealth Avenue ein und fahre Richtung Supermarkt. Das Fahrzeug lässt sich erstaunlich leicht fahren, trotzdem kreist der Blick permanent zwischen Frontscheibe, linkem und rechtem Außenspiegel. Es fehlt einfach noch die Erfahrung, um die Proportionen des großen Fahrzeuges richtig einschätzen zu können. Natürlich finden wir den Supermarkt nicht, sondern verfahren uns. Aber nach 30 Minuten sehen wir den großen Parkplatz vor uns. Wir laufen mit unserem Einkaufswagen recht planlos durch den Supermarkt. Dummerweise haben wir zuhause keinen Einkaufsplan gemacht (wäre auch im Flugzeug eine willkommene Abwechslung gewesen). Recht planlos füllt sich der Einkaufswagen mit Getränken und Lebensmitteln. Wir sind auch zu müde, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Wir bezahlen die paar Habseligkeiten und machen uns auf den Weg nach Newport Beach. Wie von Herrn Kaps empfohlen, benutze ich in der Regel die zweite Spur von rechts, damit ich nicht plötzlich durch ein Verkehrsschild mit der Aufschrift "Right Lane must leave" gezwungen werde, schlagartig die Spur zu wechseln oder den Highway zu verlassen. Dafür muss ich mich allerdings auf die Situation einstellen, das ich sowohl links wie rechts (in USA erlaubt) überholt werde. Dies erfordert natürlich höchste Konzentration. Irgendwann ist es doch passiert, wir waren auf der rechten Spur und schafften es verkehrsbedingt nicht mehr, nach links zu wechseln. Prompt waren wir in einem Wohngebiet mitten in LA und suchten den Weg zurück zum Highway.

Nach etlichem Herumirren fanden wir den RV-Park in Newport-Beach und checkten uns ein. Zum Glück war kein Wochenende, sonst hätten wir keinen Platz bekommen. Dieser Park ist durch Dauercamper sehr stark ausgelastet. Zum erstenmal schlossen wir die Versorgungsleitungen an. Da näherte sich freundlich unser Nachbar, begrüßte uns und bot uns ein Bier an. Entsetzt lehnte ich ab. Der arme Kerl konnte ja nicht wissen, das wir seit 36 Stunden fast ohne Schlaf unterwegs waren und den ganzen Tag kaum etwas gegessen hatten. Wir machten uns auf die Suche nach einem Restaurant, fanden jedoch keines. Total frustriert schlugen wir einige Eier in die Pfanne und sanken dann erschöpft ins Bett.

Unsere Tips:

Wenn Sie nicht auf jede Mark schauen müssen, sollten Sie unbedingt einen Direktflug buchen. Sie entgehen dem ganzen Umsteigestress und der Gefahr von Verspätungen und kommen deutlich frischer an. Zudem ist dann gewährleistet, dass Sie Ihr Wohnmobil am nächsten Tag ausgeruht übernehmen.

Stellen Sie bereits zu Hause einen Einkaufsplan auf, damit Sie nicht erst im Supermarkt überlegen müssen, was Sie eigentlich brauchen. Sie haben genug damit zu tun, sich an das ungewohnte Warenangebot zu gewöhnen.

Der Tipp mit dem schönen RV-Park in Newport Beach war gut gemeint, aber nicht so glücklich. Wir mussten mit dem ungewohnten Fahrzeug durch die halbe Stadt fahren und haben uns mehrmals verirrt. Wir werden bei unserer nächsten Reise einfach in Richtung unseres ersten Tageszieles losfahren und den nächstbesten RV-Park zum Einräumen und übernachten nehmen.